100 Jahre Luhmann. „Systemtheorie und systemische Organisationsberatung“ - ein Zwischenfazit

2027 ist das Jahr, in dem der Soziologe Niklas Luhmann seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte. Getrieben von der Idee, eine angemessen komplexe, umfassende Theorie der Gesellschaft zu formulieren, hat Luhmann ein umfangreiches Werk hinterlassen, das auch die Beratungsprofessionen beeinflusst hat.

Wir nehmen dieses Jubiläum zum Anlass, einen reflektierten Blick auf Beratungskonzepte zu werfen, die sich enger an die soziologische Systemtheorie koppeln. Seit Etablierung dieser Beratungsansätze vor drei Jahrzehnten wird ihre Funktionalität für die Profession immer wieder diskutiert. Kritiker:innen vermuten z.B., man schmücke sich nur mit Luhmanns Theorie, täusche mit Begriffen wie Autopoiese, Selbstorganisation etc. Kompetenz vor und verliere mit der Abstraktheit den Kontakt, vor allem zu den Menschen. Vertreter:innen eher systemtheoretischer Organisationsberatungsansätze halten dem entgegen, durch den Rückgriff auf Luhmanns Theorie erhöhe sich die praktische Wirksamkeit der Dienstleistung am Kunden.

Drei Fragen stehen im Fokus der Fachtagung:

1. Zwischen Textexegese und gegenwärtiger Zukunft:
Inwieweit zeigen sich in den klassischen organisationstheoretischen Texten Luhmanns zeitüberdauernde Konzepte, die auch weiterhin genutzt werden können, oder ist es für die systemischen Berater:innen nicht an der Zeit (Stichwort Digitalisierung und KI), sich mit neueren, aktuelleren Theorien zu beschäftigen?

2. Zwischen Marketing und Wirksamkeit:
Ist der Bezug zur Theorie nur Blendwerk oder lassen sich konkrete, praktische Unterschiede in der Arbeit am Kunden festmachen?

3. Zwischen soziologischer, systemischer und systemtheoretischer Beratung:
Im weiten Feld der systemischen Organisationsberatung gibt es weit mehr als nur „den“ Luhmann. Welche systemischen Konzepte und soziologischen Theorien verdienen weit mehr Aufmerksamkeit?

Eingeladen werden Vertrer:innen systemischer Beratungsschulen, kritische Beobachter:innen, mit denen wir Bilanz ziehen und natürlich auch nach vorne schauen wollen. Impulsgeber:innen, u.a.
- Dr. Judith Muster (metaplan)
- Dr. Klaus Eidenschink, Ulli Merkes (hephaistos)
- Prof. Dr. Dirk Baecker (Zeppelin-Universität)
- Stefan Kühl (Universität Bielefeld), angefragt
- Dr. Thomas Schumacher (osb-i.com)
- Torsten Groth & Timm Richter (swf)